Nachhaltig

Design mit Leidenschaft für Ökologie und Kreislaufwirtschaft

Jan. 12, 2024
Die Eingangstür bimmelt und es offenbart sich dem Besucher eine Herrlichkeit an Wohnaccessoires, die es so schnell kein zweites Mal im Land gibt. Und das Beste: mary rose Heimtextilien sind nachhaltig und fair produziert, zertifiziert und auditiert. FAIRPLACE sprach mit Geschäftsführer Stefan Grabher über seine Wünsche und Visionen.

Seit Anfang der 1980er-Jahre bist du in der Textilbranche tätig und hast bereits in vielen Ländern der Welt die fatalen Auswirkungen dieser Industrie auf Menschen und Umwelt erlebt. Aus diesen Erfahrungen ist dein Wunsch nach einem Paradigmenwechsel entstanden und du hast eine ganzheitliche Transformation im Unternehmen angestoßen. Dein Unternehmen soll Transparenz und Sicherheit gewährleisten und du hast vier Säulen der Nachhaltigkeit kreiert. Welche sind das?

Stefan Grabher: Die vier Säulen der Nachhaltigkeit bestehen aus Bio-Rohstoffen (GOTS), faire Arbeitsbedingungen (Fair Wear Foundation), Kreislaufwirtschaft (nach Cradle to Cradle GOLD Standard) und Klimaschutz (turn to zero); Mit diesen vier Säulen der Nachhaltigkeit streben wir eine ganzheitliche Transformation an und arbeiten in allen vier Bereichen mit unterschiedlichen Zertifizierern und Auditieren zusammen, die in Ihrem Gebiet die besten und strengsten sind.

Mary Rose ist Preisträger des internationalen Green Product Awards 2023. Was kann man sich darunter vorstellen – was sind die Kriterien, die es dafür zu erfüllen gibt?

Der Green Product Award zeichnet Produkte aus, die sich durch Nachhaltigkeit, Innovation und Design auszeichnen. Eine internationale Fachjury sucht unter verschiedenen Aspekten in unterschiedlichen Kategorien einen Preisträger aus. Die zu bewertenden Kriterien gehen von Verpackung über Material, bis zum Nutzen, Kommunikation, Design, Produktlebenszyklus und vieles mehr. Die Kriterien sind wie man sieht sehr umfangreich - am besten können sie hier ab Seite 9 nachgelesen werden: https://www.gp-award.com/downloads/submission_assistance_de.pdf Wir wurden in der Kategorie „Interior und Lifestyle“ für die ganzheitliche Transformation im Unternehmen mit dem Siegertitel gekürt. Besser als unsere Antwort, lassen wir aber am besten die Jury sprechen, die meinte: „Wir haben hier ein großes Engagement gesehen, die Textilindustrie tatsächlich zu verändern und positiv zu beeinflussen“

Ihr wollt auch noch klimaneutral werden. Wie hoch gesteckt, bzw. realisierbar ist dieses Ziel?

Wir sehen es als gut realisierbar und gehen Schritt für Schritt auf das Ziel zu. Seit Anfang Juni 2023 ist beispielsweise die Photovoltaikanlage in unserer Produktion in der Türkei in Betrieb. Wir produzieren dort mehr als das Doppelte an Strom, als für den gesamten Betrieb benötigt wird; was die Näherei, Logistik und Verpackung nicht nur klimaneutral, sondern klimapositiv macht. Selbst bei der Mobilität im Betrieb wird auf Elektromobilität umgestiegen. Und so arbeiten wir einen Schritt nach dem anderen ab. Dort wo wir noch nicht klimaneutral sind, zahlen wir zurzeit Kompensationszahlungen über CO2 Zertifikate und sind dadurch eigentlich schon Klimaneutral. Wir möchten allerdings aus eigener Kraft klimaneutral werden, ohne den Zukauf von CO2 Zertifikaten. Das ist allerdings nicht überall so leicht möglich, da wir auf LKW-Verkehr zurückgreifen. Das ist der Transformationsprozess in dem wir stehen.
"Das Angebot ist da – es gibt das Produkt. Jetzt liegt es an den Menschen, dem Konsumenten. "
Stefan Grabher, Geschäftsführer Mary Rose

Die Bettwäsche von Mary Rose kann sogar kompostiert werden und wird innerhalb von 35 Tagen biologisch abgebaut. Wie und warum funktioniert das?

Durch die Verwendung von Farbstoffen, die abbaubar sind. Das ganze Produkt wurde neu konzipiert und entspricht den Ansprüchen für einen biologischen Kreislauf; Das Ganze ist ein wissenschaftliches Thema. Das Produkt wurde mit Wissenschaft und viel Know-How auf Basis von Cradle to Cradle GOLD „Kreislauf-Save“ konzipiert.

Heute kannst du guten Gewissens behaupten, dass die von Mary Rose produzierten Cradle-to-Cradle-Textilien keinen negativen Einfluss auf Menschen und Umwelt haben. Weder bei der Herstellung noch bei der Verwendung. Warum folgen nicht mehr Unternehmer deinem Beispiel?

Natürlich ist es ein Risikospiel - nur weil man etwas Gutes produziert, heißt das noch nicht, dass der Konsument es auch annimmt. Warum uns bisher niemand nachahmt, können wir nicht beurteilen. Das Angebot ist da – es gibt das Produkt. Jetzt liegt es an den Menschen, dem Konsumenten. Wenn sie dem Produkt wertschätzen zollen, werden sicher mehr Unternehmen unserem Beispiel folgen.
"Die Plattform zeigt, wie auch im Kleinen in Vorarlberg etwas machbar ist und den regionalen Handel stärkt."
Stefan Grabher, Geschäftsführer Mary Rose

Wie seid ihr auf FAIRPLACE gestoßen und was erwartet ihr euch von der Zusammenarbeit?

Wir wurden direkt von Markus kontaktiert. Zuerst war das Team begeistert, während ich als Chef zu Beginn noch neutral war. Inzwischen finde ich es eine gute Idee, dass es eine regionale Online-Plattform gibt. Mich hat auch der regionale Versand und das Warenkorbkonzept überzeugt; so können Personen beliefert werden, die vielleicht nicht so mobil sind oder in abgelegenen Gebieten wohnen und sonst nicht extra zu uns fahren würden. Die Plattform zeigt, wie auch im Kleinen in Vorarlberg etwas machbar ist und den regionalen Handel stärkt. Unsere Erwartung ist vor allem ein gemeinsames schrittweises Lernen und ein Wachsen aus dieser Zusammenarbeit. Natürlich wünschen wir uns auch den einen oder anderen schönen Erfolg und möchten eine höhere Transparenz für unsere Produkte erzielen.
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