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Vorarlberger Gütesiegel: Zwischen Anspruch und Realität

Dez. 01, 2023
Geprüft und für gut befunden – das erleichtert vielen Konsumenten die Entscheidung zum Kauf. Besonders wenn es um gesunde Ernährung – und damit um Lebensmittel geht, ist ein kritischer Blick gefragt. Helfen sollen verschiedene Gütesiegel. FAIRPLACE hat sich das Ländle Gütesiegel im Zusammenhang mit der AMA näher angesehen.
In Vorarlberg hat das Ländle Gütesiegel einen festen Platz im Streben nach Vertrauen zwischen Landwirtschaft und Konsumenten eingenommen. Es kennzeichnet ausschließlich regionale Lebensmittel aus Vorarlberg (gewachsen, verarbeitet und hergestellt in dem Bundesland). Kontrollierte Qualität und regionalen Mehrwert sollen hervorgehoben werden, indem es Produkte mit definiertem Wertschöpfungsanteil in Vorarlberg auszeichnet. Aber Achtung: Das Ländle-Label steht nicht automatisch für Bio-Qualität. Es wird sowohl für konventionelle als auch biologische Produkte verliehen und soll vielmehr Sicherheit, Regionalität, Gentechnikfreiheit, Umwelt- und Tierfreundlichkeit garantieren.

Das 3G-Herkunftsprinzip bildet das Rückgrat der Auszeichnung, indem es für klare Herkunftsangaben steht. Ob Obst, Gemüse, Milchprodukte, Fleisch, Eier oder Honig – alles wird in Vorarlberg gesetzt, gewachsen, geerntet, gehalten, gefüttert, geschlachtet und verarbeitet. Dies soll Vertrauen schaffen, die Eigenversorgung fördern und für ein faires Preisniveau für Landwirte sorgen. Bei FAIRPLACE sind zwei Betriebe vertreten, die das Qualitätsmerkmal tragen: „Apimundi Bioimkerei Hetz“ und „Metzler – Naturhautnah. Naturprodukte aus dem Bregenzerwald.“

Ein effektives Kontrollsystem soll die Sicherheit des Gütesiegels Kontrollsystem gewährleisten. Verbindliche Verträge, unabhängige Kontrollen und Untersuchungen sind Instrumente, um die Einhaltung der definierten Richtlinien sicherzustellen. Verstöße haben Konsequenzen, von Abmahnungen über Strafen bis hin zum Ausschluss. Transparenz ist dabei oberstes Gebot – sowohl die Richtlinien als auch die dahinterstehenden Kontrollmechanismen werden offen kommuniziert. Die Zertifizierung erfolgt auf Produktebene, nicht auf Betriebsebene. Landwirtschaftliche Betriebe müssen die Richtlinien für Produktionsqualität, Produktqualität und das 3-G-Herkunftsprinzip einhalten. Ein Qualitätscheck von „bewusstkaufen.at“ nimmt das Ländle-Siegel und seine Kriterien unter die Lupe. Mit folgendem Ergebnis:

• Geht über gesetzliche Mindeststandards hinaus und es sind keine Verletzungen dagegen bekannt: Ergebnis: erfüllt
• Überarbeitet regelmäßig die Vergabekriterien: nicht erfüllt
• Verleiht Zertifizierung erst nach Kontrolle: erfüllt
• Unabhängige und kompetente Entwicklung der Vergabekriterien: nicht erfüllt
• Zeichengeber, Zeichennehmer und Zertifizierungsstellen sind voneinander unabhängig: erfüllt
• Zielsetzung, Trägerschaft und Kriterien sind öffentlich zugänglich: erfüllt
• Regelmäßige und umfassende Kontrolle der Einhaltung der Vergabekriterien: erfüllt
• Externe Dritte kontrollieren die Einhaltung der Vergabekriterien: nicht erfüllt
• Nachbesserungen und Sanktionen bei Nicht-Einhaltung der Vergabekriterien: erfüllt

Die Bewertungen nach den Kriterien von Greenpeace:
Positiv
• Alle Rohstoffe, die in Österreich verfügbar sind, müssen aus Österreich stammen.
• Alle Produkte müssen in Österreich verarbeitet und verpackt werden.
• Für Fleisch gilt „geboren – gemästet – geschlachtet“ in Österreich.
• Käfighaltung bei Eiern ist ausgeschlossen.
• Milch, Eier und Geflügelfleisch werden ohne gentechnisch veränderte Futtermittel produziert.
• Rohstoffe für Lebensmittel dürfen mit Ausnahme der Futtermittel für bestimmte Tierarten nicht von gentechnisch veränderten Pflanzen stammen.

Negativ
• Aus Übersee importiertes gentechnisch verändertes Futtermittel ist in der Schweine- und Rindermast zulässig und wird auch häufig verwendet.
• Tierschutzstandards gehen bei den Basisanforderungen nur selten wesentlich über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Quelle: https://greenpeace.at/ratgeber/guetezeichen-ergebnisse/.

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Schreckliche Zustände in AMA-Betrieben

Die Anforderungen der einzelnen Bereiche sind in den jeweiligen Richtlinien spezifiziert, die sich an den Richtlinien der Integrierten Produktion bzw. der AMA, der Agrarmarkt Austria, orientieren. Das AMA-Gütesiegel ist das bekannteste österreichische Gütesiegel, dessen Grundlage das österreichische AMA-Gesetz ist.
Greenpeace hat der AMA nur „Bedingt vertrauenswürdig“ attestiert. Die Organisation schreibt: „Das rot-weiß-rote AMA-Gütesiegel steht für Produkte aus Österreich mit höherer Qualität als gesetzlich vorgegeben. Aufgrund massiver Schwachpunkte in den Bereichen gentechnisch veränderter Futtermittel und Tierschutz kann Greenpeace die Kennzeichnung nur als bedingt vertrauenswürdig bewerten. Besonders kritisch ist demnach AMA-zertifiziertes Schweinefleisch.“ Auch die VGT übt Kritik. Im vergangenen September deckte der Verein gegen Tierfabriken ein AMA-Gütesiegel-Tiermastbetrieb in St. Pölten auf. Damit reihe sich der aufgedeckte Schweinemastskandal in die lange Liste von Problembetrieben mit AMA-Gütesiegel ein, schäumt der VGT und nennt Beispiele in der Steiermark, Kärnten und Niederösterreich. „Wieder und wieder zeigen die durch den VGT veröffentlichten Aufdeckungen, dass selbst in vielen "normalen" Betrieben enormes Tierleid zu sehen ist - in Betrieben mit AMA-Gütesiegel, in Betrieben, mit denen die Konsumenten vermutlich "Qualität" verknüpfen. Doch die Tiere leiden auch in diesen Ställen!“, sagt David Richter vom VGT. Die AMA als Richtschnur für das Ländle-Siegel? Kein gutes Zeichen.
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