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Nicht von irgendwo
World of Fairplace

Drei Jahre FAIRPLACE: „Weil es Spaß macht“

Sept. 20, 2023
Während anderen Onlineshops der Reihe nach die Luft ausgeht, klettert FAIRPLACE von Monat zu Monat weiter nach oben und die Community wird größer und größer. Geschäftsführer und Gründer von FAIRPLACE, Markus Hagen, über die Anfänge, gesellschaftliche Veränderungen und seine Visionen.

Markus, seit drei Jahren giltst du quasi als Pionier in Sachen Online-Regionalität. Wie waren die Anfänge, was waren die besonderen Herausforderungen?

Markus Hagen:
Durchhalten ist sicher die Devise, denn wenn ich heute an die Anfänge zurückdenke, dann haben wir Meilensteine gesetzt. Oft wurde ich gefragt, warum ich mir das antue. Ich müsste das alles nicht, aber mein Herzblut steckt in diesem Projekt, es macht mir Spaß. Bestärkt werde ich durch Lob und Zusprüchen. Anfangs war es schwierig Kunden davon zu überzeugen, dass FAIRPLACE die Zukunft ist. Mit der Zeit ist es einfacher geworden, jetzt kommen sie vermehrt auf uns zu – gerade sind wieder drei weitere Neuzugänge in Arbeit.

Was waren deine bedeutendsten Erlebnisse auf dem Weg bis hierher?

Was ich allgemein erkennen kann, ist, dass meistens die Kunden, die am meisten auf ihr Budget achten müssten, die unkompliziertesten sind. Für sie ist es ein Signal – ein Statement - bei uns zu sein und sie haben eine riesige Freude und auch Erfolg damit. Gemeinsam ein Ziel zu haben und dasselbe im Fokus zu haben, hat eine enorm positive Dynamik.

Seit September unterstützt FAIRPLACE die Sportjugend des SC SAMINA Hohenems. Warum gerade Eishockey?

Ursprünglich habe ich mich für eine Bandenwerbung in der Eishalle interessiert, so sind Mike (Vorstand Michael Töchterle, Anm.) und ich ins Gespräch gekommen und alles hat sich ganz unkompliziert gestaltet. FAIRPLACE sponsert das Trainings-Outfit und für die U13 und U15 das Dress. Diese beiden Mannschaften spielen in Kooperation mit EHC Lustenau, Bulldogs Dornbirn und Widnau, was uns einen größeren Radius verschafft. Die Kinder haben eine riesige Freude mit ihren Kleidern, Rucksäcken, etc. Mir gefällt der Gedanke, die Jugend zu unterstützen und auch die Eltern damit zu entlasten.
"Wir sollten wieder bewusster einkaufen, nicht immer alles haben wollen und dann auf Billigprodukte auf Amazon zurückgreifen. "
Markus Hagen // Fairplace

FAIRPLACE ist eine Drehscheibe, bestückt mit den Themen Regional-Fair-Miteinander. Du nennst es das Kommunikationsdreieck. Wie sind deine Erfahrungen damit: wie bereit ist der Kunde oder der Konsument dafür? Spürst du eine gewisse Bewegung hin zu Fairness, Wertschätzung und Regionalität, oder sind die Menschen bequemer und egoistischer geworden?

Ich bin mit der Idee gestartet, etwas für UNS ALLE zu kreieren. Dieses Denken ist bis heute noch nicht bei allen angekommen, da viele nur die eigene Ziellinie im Visier haben und vergessen, wie wichtig das Miteinander ist. Es geht bei FAIRPLACE ja nicht nur um regionale Produkte, die verkauft werden sollen. Der Gedanke geht über den Konsum hinaus – hin zum gemeinschaftlichen Denken und Handeln. So können beispielsweise auch Arbeitsplätze in der Region erhalten werden. Das Bewusstsein regionale Produkte zu kaufen, ist spürbar. Leider schluckt die hohe Inflation derzeit viel vom guten Willen. Die Preise sind einfach so hoch, dass sich viele BIO nicht mehr leisten können. Hinzu kommt die gesellschaftliche Spaltung, die seit Corona noch schärfere Konturen erhalten hat. Was früher noch der Komfort und die Bequemlichkeit verdeckt haben, wird jetzt erkennbar. Wir sehen das vor allem anhand karitativer Organisationen. Sie werden regelrecht gestürmt. Für sozial schwach aufgestellte Menschen sind es schwere Zeiten.
"Den Menschen ist nicht klar, dass sie sich mitunter ihr eigenes Grab schaufeln."
Markus Hagen // Fairplace

Wo siehst du dringenden Handlungsbedarf?

Wir sollten wieder bewusster einkaufen, nicht immer alles haben wollen und dann auf Billigprodukte auf Amazon zurückgreifen. Wenn man online einkauft, ist es besser seine Wünsche zu bündeln, den Warenkorb zu füllen und eine Bestellung aufzugeben, statt vieler einzelner Bestellvorgänge. In der Regel geht man auch nicht in den Supermarkt und kauft sich nur ein Produkt. Wir sollten auch den Transportweg verkürzen, indem wir regionaler einkaufen und das Produkt so nicht über den ganzen Globus wandert. Zudem bringt uns Amazon die Armut nach Vorarlberg. Wer dort einkauft, macht sich mitschuldig, wenn Jobs wegrationalisiert werden und darf nicht jammern, wenn es einem immer schlechter geht. Wenn die Unternehmen, bzw. die Händler in Vorarlberg immer weniger verkaufen, in der Folge die Löhne nicht mehr bezahlen können und die Mitarbeiter arbeitslos werden – landen wir in der zuvor erwähnten Armut. Nachdem wir auch ein Hochlohnland sind, müssen die Händler auch für die Produkte einen höheren Preis verlangen, ansonsten geht sich das nicht aus, das ist das 1x1 als Unternehmer. Nur lernen unsere Kinder das nicht, oder zu wenig in der Schule. Sie sollten die wirtschaftlichen Verbindungen erklärt bekommen, damit für den Konsum ein gewisses Bewusstsein entsteht. Den Menschen ist nicht klar, dass sie sich mitunter ihr eigenes Grab schaufeln. Wir müssen regional denken, fair zu Mitmenschen sein und so miteinander großen, ausbeuterischen Konzerne den Wind aus den Segeln nehmen.

Wie sieht es mit Produkten aus, die nachweislich ungesund sind und von denen man weiß, dass sie Giftstoffe enthalten?

Ideal sind Produkte, die in Vorarlberg produziert werden. Die kann ich mit guten Gewissens empfehlen, weil wir direkt Kontakt mit den Partnern/ Herstellern haben und diese Produkte kennen. Für sie wird es in Zukunft ein FAIRPLACE-Qualitätssiegel geben – in welcher Form das sein wird – da darf man sich überraschen lassen. Sollten wir von bestimmten Produkten befürchten, dass sie Giftstoffe enthalten, wie zum Beispiel die umstrittenen Produkte mit dem Frosch Siegel – werden wir unsere Konsumenten schützen und die Produkte entfernen. Zusätzlich versuchen wir die Konsumenten zu informieren, wo was schiefläuft.

Die Ideen scheinen dir nicht auszugehen - du planst einiges in Zukunft.

Ja, ich spiele mit dem Gedanken Shop-in-Shop-Systeme zu installieren – in Geschäften, in denen Platz vorhanden ist und man sich an der Miete beteiligen kann. So entsteht eine leistbare Win-Win-Situation mit Gleichgesinnten, die unsere Philosophie teilen. Auch überlege ich, wie wir als Onlineunternehmen die Bargeldzahlungen ermöglichen können. Da raucht momentan der Kopf, aber ich denke, auch da werde ich eine Lösung finden. Damit wäre ich wahrscheinlich weltweit der einzige und erste Onlineshop, der diese Option anbietet.
"Dass es mehr Miteinander gibt, generell in der Gesellschaft, aber vor allem in der kleinen FAIRPLACE-Community."
Markus Hagen // Fairplace

Was wünschst du dir persönlich für die Zukunft?

Dass es mehr Miteinander gibt, generell in der Gesellschaft, aber vor allem in der kleinen FAIRPLACE-Community. Aus meiner Sicht geht „Gemeinsam“ leichter – es ist einfacher. Größer gedacht: Damit sich gesellschaftspolitisch etwas zum Positiven verändert, gehören jene Politiker ausgetauscht, die für die Misere der letzten Jahre verantwortlich sind. Denn das ist genau das Problem: kaum ein unfähiger Politiker wird zur Verantwortung gezogen – sie tauchen einfach ab, mit einer Pension, von der unsereins nur träumen kann. Sich fähige Politiker an der Spitze zu wünschen, mag naiv klingen, ich weiß. Aber hier ist jeder Einzelne von uns gefragt, jede Stimme zählt, und gemeinsam bekommen schließlich Themen die Schubkraft, die sie brauchen um Veränderungen herbeizuführen. Ich wünsche mir, dass wir das politische System aufbrechen und es uns gelingt gemeinsam ein besseres und faireres System aufzubauen.
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