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VO ÜS
Nicht von irgendwo
Gemeinwohl

Apimundi: Von Natur aus Bio

Okt. 21, 2023
Ohne Biene keine reiche Ernte: das fleißige Insekt besucht pro Flug etwa 100 Blüten. Die wertvollen Erträge der Biene verarbeitet die innovative Bioimkerei Hetz, persönlich und online auf FAIRPLACE. Geschäftsführer René Hetz über seine Imkerleidenschaft.

Wie viele Bienen schwirren tagtäglich zum Honigsammeln aus?

Rene Hetz:
Ein Bienenvolk mit 50000 Bienen hat in der Spitze bis ca. 20000 Sammlerinnen. Die Menge nimmt im Frühjahr zu und nimmt ab der Sommersonnwende am 21. Juni stetig ab, da die Legeleistung der Königin sukzessive zurückgeht und das Volk wieder schrumpft.

Seit wann betreibst du deine Bio-Imkerei?

Unseren ersten Bienenscharm konnten wir 2019 in unseren Garten begrüßen. Seither stieg die Völkerzahl stetig. Ein schöner Text dazu ist auf unserer Internetseite www.laendle-honig.at zu finden.

Warum Bio?

Die Bioimkerei und überhaupt die ökologische Landwirtschaft, trägt zu einer Umwelt bei, die für uns und unsere Nachkommen die Basis eines gesunden Leben darstellt. Wir wollen ein Teil davon sein und unseren Beitrag dazu leisten.

Auf was muss ein Imker besonders achten?

Bienen sind Wildtiere und nur bedingt fähig sich uns mitzuteilen. Umso mehr muss der Imker die Bienen als Organismus verstehen, deuten und nach den Bedürfnissen handeln. Es ist Hausverstand und Empathie gefragt, um dem Tier gerecht zu werden.

Was sind die Herausforderungen eurer täglichen Arbeit?

Die Imkerei und die damit einhergehenden Arbeiten sind über das Jahr sehr herausfordernd. Gerade in den Monaten von März bis Oktober müssen die Völker intensiv betreut werden. Während der Großteil der Bevölkerung die Sommermonate für den Urlaub nutzt, haben Imker die Arbeitsspitzen mit der Ernte des Honigs, der Honigaufbereitung, der Völkerführung und der Bienengesundheit.

Von wann bis wann dauert eure Saison?

Das Bienenjahr startet im August. Dort zieht das Volk die Bienen für den Winter auf. Diese werden sehr viel älter als ihre Geschwister im Sommer, nämlich bis zu sechs Monate. Während der Ruhe im Winter, in der die Völker in der Traube sitzen, sind Wartungs- und Hygienearbeiten für den Imker angesagt. Die Bienen werden bei einer Behandlung um die meist wiederkehrende, warme Wetterperiode vor Weihnachten nochmals gegen die Varroamilbe behandelt. Bis in den Februar herrscht meist absolute Ruhe und kann zur Erholung genutzt werden. Der erneute Start der Bruttätigkeit eines Bienenvolks startet mit dem Blühbeginn der Hasel. Erste Ausflüge können dann beobachtet werden. Die erste Kontrolle über ausreichenden Futtervorrat wird im März durchgeführt. Der erste Nektarfluss, der zum Überschuss führt, ist im April zu erwarten. Im Vollfrühling werden die Völker wieder zunehmend stärker und Ende Mai kann bei stabiler Witterung mit der ersten Ernte gerechnet werden. Die ersten Blüten im Jahr bilden einen wunderbaren Blütenhonig. Über die Sommermonate im Mai und Juni sind die Völker in Ihrem Zenit und tragen je nach Standort verschiedene Sorten an Honig ein. Wir wandern mit den Bienen in dieser Zeit gern in die Berge, um die alpine Vielfalt in unseren Honig zu bekommen. Im Juli besteht die Möglichkeit Waldhonig zu ernten. Es ist extrem unterschiedlich, wann und vor allem wo es Waldhonig zu ernten gibt. Nach der letzten Ernte müssen die Völker unmittelbar gefüttert werden. Die Bienengesundheit steht ab jetzt an erster Stelle und muss stetig geprüft werden. Die Behandlung gegen die Varroamilbe stellt jetzt die Vorbereitung für das nächste Jahr da. Im August schaltet die Natur in den Rückwärtsgang und wir begleiten die Bienen wieder in den Winter.

Was ist das Besondere bei euch?

Wir sind eine kleine Honigmanufaktur und möchten durch die Imkerei unseren Kindern die Zusammenhänge in der Natur vermitteln. Im Einklang mit der Natur zu leben und seinen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten sind Teil unserer Vorstellung, wie eine frühkindliche Sensibilisierung in jedem Haushalt erfolgen könnte. Wir haben den Eindruck diese Wertevermittlung nimmt in der Bevölkerung immer weiter ab.

Was macht einen guten Honig aus?

Der beste Honig wird ausschließlich regional erzeugt. Egal ob Allergiker, Liebhaber oder Gourmets - sie kommen in Vorarlberg voll auf ihre kosten. Eine ideale Basis, unbelasteten Honig zu erhalten, ist die zahlreichen Streuobstwiesen und die unberührte Natur der Riedflächen einzubeziehen. Die geschützten Waldflächen im ganzen Land liefern hervorragenden Waldhonig und die alpine Flora im Bregenzerwald und Walsertal ist in ihrer Diversität kaum zu überbieten. Ich behaupte: der Honig in Vorarlberg gehört zu den besten in ganz Europa. Wie immer kann nur der Kunde die notwenige Unterstützung liefern, um dem Handwerk der Imkerei weiteren Auftrieb zu verleihen. So ist der beste Honig aus der eigenen Region sichergestellt.
"Der beste Honig wird ausschließlich regional erzeugt."
René Hetz

Wie lange braucht es, bis der Honig im Glas ist und was wird dazu benötigt?

Angefangen von den sammelnden Bienen wird mit jedem Sammelflug einer einzelnen Biene maximal 230 Milligramm pro Tag erzeugt. Das ist jedoch stark von der Vegetation und der Witterung abhängig. Wenn alle Parameter zusammenpassen, generiert ein Bienenvolk Überschuss durch den in der Natur vorkommenden Nektar. Dieser ist nach zahlreichem Umtragevorgängen im Bienenstock als Honig zur Ernte bereit. Ein guter Indikator für erntereifen Honig dienen die verdeckelten Waben im Honigraum. Sind diese prall gefüllt, verdeckeln die Bienen die Waben mit dem eigens ausgeschwitzten Wachschuppen und machen ihn so erntereif. Sind die schweren Honigräume einmal von Bienen befreit, müssen sie in den sogenannten Schleuderraum. Dort werden die Honigwaben von ihrem Wachsdeckel befreit und in die Honigschleuder gegeben. Durch Rotation der Honigrähmchen fließt der Honig aus der Wabe. Zahlreiche Feststoffe wie Wachsteilchen, Pollen oder Feststoffe müssen nun aus dem Honig entfernt werden. Nach dem Klären des Honigs wird bei uns ein erster Teil in Gläser abgefüllt. Cremehonig wird sehr aufwendig weiterbearbeitet. Er wird mehrfach am Tag gerührt, bis die feinsteife Konsistenz erreicht wird. Der Prozess vom Bienenstock ins Glas variiert stark, je nach Bearbeitung des Honigs im Nachgang - von mehreren Tagen bis Monaten und ist zum Teil mit erheblichem Aufwand verbunden.

Welches sind eure Alleinstellungsmerkmale?

Mit den strengen Vorgaben der biologischen Produktion von Bienenprodukten suchen wir immer wieder nach individuellen Produkten, die wir in absoluter Spitzenqualität veredeln. Dazu zählen unsere Kosmetikprodukte, veredelte Spirituosen und natürlich die Rohprodukte aus dem Bienenvolk, die wir in einer einzigartigen Art präsentieren. Wir glauben, dass unsere Art der Produktpräsentation die Qualität aufzeigt. Womöglich macht uns das in gewisser Weise einzigartig.

Ihr bietet außer Honig auch noch Pflegeprodukte an. Welche?

Wir arbeiten derzeit an einer Lippenpflege und einem Balsam auf biologischer Basis in Naturkosmetikqualität.

Ist eine Erweiterung der Produktpalette geplant?

Wir halten euch auf dem Laufenden :) .
"Regional produzierte Lebensmittel sollten wieder mehr im Fokus des täglichen Konsums stehen."
René Hetz

Konsums stehen. Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Die Menschen verlieren unserer Ansicht nach immer mehr die Bindung zur Natur. Schön wäre eine zunehmende Wertschätzung der ökologischen Landwirtschaft in der Region. Regional produzierte Lebensmittel sollten wieder mehr im Fokus des täglichen Konsums stehen.
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